Tagebuch eines Bassisten Teil 2
Tick, tack, tick, tack… Wie mir dieses Geräusch gefehlt hat. Ich lausche in meinen Kopfhörer hinein, während meine Finger an den Saiten anliegen. Genau da wo sie gleich gebraucht werden. Wenn ich den Kopfhörer aufsetze tauche ich in eine andere Welt ein und das nicht nur, weil mich die Ormuscheln vom restlichem Geschehen trennen. Jan und Dirk diskutieren noch, ob man nicht doch lieber eine Paula benutzen sollte, Dirk ist so ein Paula oder Telecaster Typ. Jorge ist wie immer auf den Monitor fixiert und bereitet alles für die Aufnahme Vor. Der Loop muß richtig gesetzt werden, denn wir nehmen Heute nur erste Ideen auf und deswegen spielen wir den Song auch nicht an einem Stück. Wenn man etwas Neues kreiert, hangelt man sich ja von Idee zu Idee, da man noch nicht weiß was man am Ende genau spielen wird. Die Basslinie ist noch nicht geschrieben. Ich brauche immer lange für eine Basslinie. Das Problem dabei ist, wenn Du zur Musik spielst, um dir was auszudenken, hast Du das genauso schnell vergessen wie es dir eingefallen ist, da nach dem gespieltem Ton der nächste zu spielende Ton wartet und den gespielten Ton davor aus Deinem Kurzzeitgedächtnis verdrängt. Deswegen nehmen wir beim komponieren einfach erstmal alles auf und spielen nur kleine Abschnitte. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit sich an etwas gutes zu erinnern. Später wenn der Song steht lerne ich den Basslauf auswendig, wie ein Covermusiker, der ein neues Stück lernt. Doch diesmal lerne ich mein eigenes neues Stück, meinen eigenen Basslauf. Ja, genau auch ich muß die Ideen, die in meinem Kopfrumspuken auch erst lernen zu spielen. Nach so vielen Jahren ist es mir noch nicht möglich, alles mechanisch sofort durch meine Finger auf den Bass zu übertragen. Manchmal habe ich eine Idee im Kopf und muß ein paar Tage zuhause üben, bis ich es dann spielen kann. Jan und Dirk sehen hoch, als mein erster Basston für Alle hörbar über die Lautsprecher klingt. Die Aufnahme ist gestartet …